Islamische Theologie: Mission erfüllt? - ZEIT.de, 25.02.2016

Vor fünf Jahren wurde an deutschen Unis das Fach Islamische Theologie eingeführt. Eine Bilanz.

Mouhanad Khorchide, Professor für Islamische Religionspädagogik in Münster, kann es manchmal selber kaum glauben: Vor fünf Jahren unterrichtete er vor einer Handvoll Studenten. Heute sind an seinem Zentrum für Islamische Theologie 700 Studenten eingeschrieben. Selten ist an deutschen Universitäten ein Fach so rasant gewachsen.

2010 hatte der Wissenschaftsrat, das wichtigstes Beratungsgremium der Bildungspolitik, empfohlen, Islamische Studien an deutschen Universitäten einzurichten: Religionsgelehrte sollten dort ausgebildet werden und vor allem qualifizierte Lehrer für den islamischen Religionsunterricht an deutschen Schulen. Die Empfehlungen wurden mit großer Geschwindigkeit umgesetzt. An den Universitäten in Münster, Osnabrück, Frankfurt am Main, Tübingen und Erlangen-Nürnberg entstanden Zentren für Islamische Theologie. Das Bundesbildungsministerium förderte sie über fünf Jahre hinweg mit 20 Millionen Euro.

 
 

Die Erwartungen waren groß: Ein Meilenstein für die Integration sollte das neue Fach sein. Annette Schavan, damals Bundesbildungsministerin und treibende Kraft des Projekts, erhoffte sich eine Theologie, die es schafft, Religion in die Gegenwart zu übersetzen.

Groß waren auch die Befürchtungen aufseiten konservativer Muslime: Der deutsche Staat wolle ihnen vorschreiben, was sie zu glauben hätten.

Nun wurde das junge Fach evaluiert, von namhaften Islamwissenschaftlern aus dem In- und Ausland und christlichen Theologen, ausgewählt vom Bildungsministerium. Die Professoren der Standorte mussten Rechenschaft ablegen über das, was sie in den vergangenen Jahren geleistet haben, und ihre Konzepte für die kommenden Jahre präsentieren. Die Ergebnisse entsprachen wohl den Erwartungen, auch wenn sie nicht publik gemacht werden.

26. Feb. 2016
26. Feb. 2016