Ehemaliger WU-Rektor Badelt wird Wifo-Chef - derStandard.at, 23.02.2016

Der langjährige Rektor der Wirtschaftsuniversität (WU) und Wissenschafter des Jahres 1999, Christoph Badelt, startet im Pensionsalter seine dritte Karriere: Im September tritt er die Nachfolge Karl Aigingers als Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) an.
Der Ex-WU-Rektor setzte sich in einem zweistufigen Verfahren gegen 31 Bewerberinnen und Bewerbern durch. Am Freitag wird Badelt 65 Jahre alt.
Bekannt wurde der Volkswirt mit den Forschungsschwerpunkten Sozialpolitik, Sozialmanagement und Nonprofit-Management vor allem als WU-Rektor der Jahre 2002 bis 2015. In dieser Funktion sowie als Präsident der Rektorenkonferenz von 2005 bis 2009 scheute er vor klaren Worten und Unmutsäußerungen über die Hochschulpolitik nicht zurück.

Deutscher Ansturm auf Österreichs Unis

Gelegenheit dazu bekam er praktisch auf dem Serviertablett: Gleich zu Beginn seiner Tätigkeit als Rektorenchef kippte der Europäische Gerichtshof die österreichische Uni-Zugangsregelung. Die Unis waren daraufhin vor allem in Fächern mit Numerus Clausus in Deutschland mit einem Ansturm deutscher Studenten konfrontiert.

Den steigenden Erstsemestrigenzahlen begegnete Badelt als einer der ersten Uni-Chefs mit Vorlesungen in Kinocentern und Prüfungen in der Wiener Stadthalle. Um die Qualität des Doktoratsstudiums an der WU zu sichern, verhängte er dafür Zugangsbeschränkungen, die das Ministerium allerdings wieder aufhob. Als bisher einziger Rektor erstritt er vom Wissenschaftsministerium für seine Uni nachträglich auf dem Rechtsweg ein höheres Grundbudget in der Leistungsvereinbarung – "wegen gravierender Veränderung der zugrunde liegenden Rahmenbedingungen", weil eine politische Einigung über Zugangsbeschränkungen nicht zustande gekommen war.

"Ich pack's einfach nicht."

Überhaupt war Badelt selten um kritische Worte verlegen: Er wetterte über die "absurde Hochschulpolitik" und kommentierte die Abschaffung der Studiengebühren mit "Ich pack's einfach nicht". Nicht zuletzt deshalb galt er immer wieder als Kandidat für das Amt des Wissenschaftsministers.

24. Feb. 2016
24. Feb. 2016