Numerus clausus in Medizin. Eins Komma null - FAZ.net, 18.02.2016

Der Numerus clausus für Medizin ist zum Symbol geworden: Er steht für ein extrem begehrtes, oft aber unerreichbares Fach. Für geplatzte Träume und die Suche nach anderen Wegen ans Ziel. Davon gibt es zwar einige - aber sie sind auch riskant.

So unterschiedlich die Bundesländer in Bildungsfragen auch sein mögen - was das Medizinstudium betrifft, ergibt sich ein erstaunlich einheitliches Bild. Betroffene würden es eher erschreckend nennen. Vielleicht auch niederschmetternd. Beim Numerus clausus (NC) jedenfalls, neben der Wartezeit und Auswahltests das zentrale Kriterium für Zu- oder Absage, müsste Interessierte Panik überkommen. Die Auswahlgrenze für das Wintersemester 2015/2016 lag laut der Zulassungsstelle hochschulstart.de für Abiturienten aus Bayern bei einem NC von 1,0. Baden-Württemberg: 1,0. Berlin: 1,0. Hessen: 1,0. Nordrhein-Westfalen: 1,0. Sachsen: 1,0. Mecklenburg-Vorpommern: 1.0. Und so weiter, und so weiter. Anders sieht es nur in Schleswig-Holstein und Niedersachsen aus. Hier lag die Grenze jeweils bei 1,1. Spitzenwerte von Süd bis Nord, von West bis Ost. Willkommen also im Land der sehr begrenzten Möglichkeiten.

 

Wem Zynismus nicht fremd ist, könnte sagen, dass der dornige Weg zum Traumstudium selbst verschuldet ist. Schließlich ist der Ansturm auf die medizinischen Fakultäten und ihre insgesamt 10.000 Studienplätze so gewaltig, dass es ohne Beschränkungen nicht geht - und das in Zeiten des Ärztemangels mit Tausenden unbesetzten Stellen allein in Krankenhäusern. Immerhin, nur 20 Prozent der verfügbaren Plätze gehen derzeit an die Abiturbesten, 20 Prozent werden über ihre Wartezeit zugelassen, 60 Prozent über die Auswahlverfahren der Hochschulen - in denen die Abiturnote allerdings auch eine bedeutende Rolle spielt.

18. Feb. 2016
18. Feb. 2016